Die optimale Anlagenleistung

In diesem Teil unseres Fahrplans geht es um Eigenverbrauch vs. Unabhängigkeit. Also um die Frage wie die optimale Anlagengröße bemessen werden kann. Wir steigen also tiefer in die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage ein.

Fragt man Anlagenbetreiber was sie motiviert hat in eine Photovoltaikanlage zu investieren ist die häufigste Antwort: Stromkosten senken und Unabhängigkeit erhöhen. Und im Wohnungsbereich sind bis zu 40 % Unabhängigkeit durchaus möglich.

Doch bevor wir starten möchte ich noch kurz zwei Begriffe klären:

  1. Die Eigenverbrauchsquote ist der Prozentsatz des erzeugten Solarstroms der direkt im Gebäude verbraucht wird.
  2. Die Autarkiequote ist der Prozentsatz des verbrauchten Stroms der durch den selbst erzeugten Solarstrom gedeckt wurde.

Der Eigenverbrauch bemisst sich von der erzeugten Strommenge. Die Autarkie von der benötigten Strommenge.

Schauen wir uns das mit einem Fallbeispiel an

Herr B. lebt zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern in einem Einfamilienhaus aus den 2000 er Jahren. Herr B. ist berufstätig, seine Frau geht halbtags vormittags arbeiten. Beide Kinder sind schulpflichtig.

Die Familie hat einen jährlichen Strombedarf von 4.000 kWh. Dafür zahlen sie, inkl. der Grundgebühr, 1.057 Euro. Jetzt beschäftigen Sie sich mit der Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Ihnen ist es wichtig Ihre Energieversorgung unabhängiger zu machen. Als junge Familie können Sie die Wirtschaftlichkeit der Investition nicht aussen vor lassen. 

Das Haus verfügt über eine geeignet Dachfläche von ca. 75 Quadratmeter. Damit könnte die Gesamtleistung der Solaranlage bis an die 10 kWp Grenze heran reichen. Eine Anlage mit mehr als 10 kWp möchten Sie nicht installieren. Zum einen weil dadurch die Herstellung des Netzanschlusses aufwändiger wird. Zum anderen, weil bei Überschreitung der Bagatellgrenze von 10 kWp auf jede selbst genutzte Kilowattstunde Solarstrom anteilig ca. 2,5 Cent EEG-Umlage gezahlt werden muss.

Für die Familie B. ergeben sich folgende Optionen:

Anlagenleistung am derzeitigen Verbrauch angepasst

Ausgerichtet auf den derzeitigen Stromverbrauch würde eine Photovoltaikanlage mit 4,50 kWp in Frage kommen. Diese Anlage produziert im Jahr durchschnittlich 4.110 kWh Solarstrom. Familie B. würde dafür 18 Module mit einer Gesamtfläche von knapp 30 Quadratmeter auf Ihrem Dach installiert bekommen.

Eine Stromproduktion von gut 4.000 kWh im Jahr bedeutet jedoch nicht, dass Familie B. zukünftig keinen Strom mehr zukaufen muss. Denn für den Direktverbrauch müssen Erzeugung und Verbrauch gleichzeitig erfolgen. Immer dann wenn Sie Strom benötigen, muss die PV-Anlage auch wenigstens die selbe Leistung produzieren. Nur dann versorgen Sie sich zu 100 % selbst.

Quelle: SMA Sunny Design

Ein Beispiel gefällig?

Frau B. stellt am späten Nachmittag den Trockner an und benötigt dafür 2.500 Watt. Auf dem Dach werden aber zu diesem Zeitpunkt nur noch 500 Watt produziert. Somit müssen die restlichen 2.000 Watt aus dem öffentlichen Netz zugekauft werden. Würde der Trockner für eine Stunde laufen, hätte Familie B. 2.000 Watt, oder 2 kWh aus dem öffentlichen Netz zugekauft.

Wird der Trockner jedoch in der Mittagszeit angestellt, wenn die Anlage gerade 3.000 Watt am produzieren ist, hätte Familie B. sogar noch einen Überschuss zur Verfügung, der dann ins Netz gegen ein Endgeld eingespeist wird.

Anschaffungskosten und Erlöse über 25 Jahre Anlagenbetrieb

Die Gesamtkosten der Anlage betragen 6.075,00 Euro zzgl. MwSt. Die Nettokosten wurden deshalb gewählt, weil die Mehrzahl der neuen Anlagenbetreiber sich die auf dem Rechnungsbetrag ausgewiesene Mehrwertsteuer vom Finanzamt zurück erstatten lassen. Bezüglich der steuerlichen Betrachtung einer Photovoltaikanlage gibt noch weitere Varianten, auf die in dieser Lektion jedoch nicht weiter eingegangen werden.

Familie B. entscheidet sich den Anschaffungsbetrag komplett über Ihre Hausbank mit einem Zinssatz von 2,5 Prozent zu finanzieren.

Anlagenleistung 4,5 kWp

Anschaffungskosten

Erlöse

Photovoltaikanlage

6.075,00 Euro

-

Betriebskostenpauschale

2.403,00 Euro

-

vermiedener Strombezug

-

12.439,00 Euro

Erlös aus Netzeinspeisung

-

6.853,00 Euro

Überschuss nach 25 Jahren

-

9.699 Euro

Sieht man sich den Zahlungsfluss an ist zu erkennen, das die Kombination aus Stromersparnis und zusätzlich erhaltener Einspeisevergütung die Kosten für die Tilgung des Darlehns ausgleichen. Selbst bei einer Vollfinanzierung entsteht für Familie B. keine monatliche Mehrbelastung aus der Investition in die eigene Energieversorgung!

Quelle: SMA Sunny Design

Variante 2. Anlagenleistung an der maximal Belegung ausgelegt

In der 2. Variante verdoppelt sich die Anlagenleistung auf 9,50 kWp. Damit wird die Dachfläche und die Leistungsgrenze fast ausgereizt.

Mit dieser Solaranlage erhöht sich die Stromproduktion auf jährlich 8.666 kWh. Da der Bedarf unverändert bleibt, erhöht sich die Menge des in das öffentliche Netzt eingespeiste Strom auf über 6.500 kWh. Dafür steigt aber auch die Eigenversorgungsquote (Autarkiequote) auf knapp 50 %.

Quelle: SMA Sunny Design

Da im Verhältnis weniger Strom selbst genutzt wird, verdoppet sich der Überschuss jedoch nicht. Er erhöht sich "lediglich" um 36 %. Bezogen auf die Rendite ist diese Investition natürlich schlechter. In absoluten Zahlen betrachtet, erhöht sich der Nutzen aber deutlich.

Anlagenleistung 9,5 kWp

Anschaffungskosten

Erlöse

Photovoltaikanlage

11.875,00 Euro

-

Betriebskostenpauschale

3.765,00 Euro

-

vermiedener Strombezug

-

16.431,00 Euro

Erlös aus Netzeinspeisung

-

17.529,00 Euro

Überschuss nach 25 Jahren

-

15.081 Euro

Genau wie in der 1. Variante reicht die Kombination aus Energieeinsparung und Einspeisevergütung auch in diesem Fall aus, um das aufgenommene Darlehn komplett zu tilgen. Es entsteht auch in dieser Variante keine monatliche Mehrbelastung für unsere Familie.

Quelle: SMA Sunny Design

Weitere Vorteile einer größeren Anlagenauslegung

Neben dem höheren Geldbetrag, der sich über die 25 Jahre ansammelt, hat die Wahl der größeren Anlage aber noch weitere Vorteile. Natürlich auch für uns. Schließlich erzielen wir einen höheren Umsatz 🙂

Aber da wir es uns auf die Fahnen schreiben die für Sie wirtschaftlichste Variante zu erarbeiten, kann das nicht der einzige Grund dafür sein!

Die weiteren Chancen die sich durch die Verwendung der größeren Anlagenleistung für Familie B. ergeben, werden mit einem Trendwort der Branche beschrieben.

Mehr Nutzen durch Sektorenkopplung

Sektorenkopplung beschreibt den Trend das Energieverbäuche zunehmend miteinander verschmilzen. Kostengünstiger Solarstrom kann so auch für die Deckung anderer Energiebedarfe, z. B. für Wärmeenergie oder Mobilität, genutzt werden. Welche genauen Vorteile sich hierdurch für Sie ergeben werden wir uns im nächsten Teil unseres Fahrplans genauer ansehen.

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