Wie wirtschaftlich ist ein Stromspeicher und was beeinflusst diese?
Ich habe schon viele unterschiedliche Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Solarspeicher gesehen. Und die meisten sind für mich viel zu kompliziert gehalten.
Nicht das es sich hierbei um ein einfaches Thema handelt. Sicherlich nicht. Aber egal wie komplex Sie Ihre Berechnungen aufbauen. Das Ergebnis kann immer nur so gut sein, wie die getroffenen Annahmen auch zutreffen. Und genau hier liegt die Crux.
Viele der Annahmen lassen sich über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren einfach nicht genau vorhersagen. Entsprechend hoch ist das Potenzial für Abweichungen.
Aber welche Faktoren beeinflussen diese Berechnung überhaupt? Im wesentlichen sind dies:
1
Der Preis der Anlage (Anschaffung inkl. Nebenkosten)2
Die laufenden Kosten (Wartung, Versicherung, Rücklage für Verschleiß)3
Der Nutzen (aus dem Speicher genutzte Kilowattstunden)4
Wirkungsgrad (quasi der Verlust durch Umwandlung etc.)5
Strompreisentwicklung (als Bemessungsgrundlage für den Nutzen)
Haben Sie ein Festpreisangebot vorliegen, lässt sich der Preis für die Anschaffung und Nebenkosten noch genau bestimmen.
Und anders als bei Blei-Akkus müssen Lithium-Systeme auch nicht mehr regelmäßig gewartet werden. Die Antwort fällt also ebenfalls leicht.
Doch bei der Frage nach den laufenden Kosten und der Strompreisentwicklung wird eine Aussage, über 20 Jahre und mehr, schon deutlich schwieriger.
Schauen wir uns das einmal an einer sehr häufigen Frage an.
Wie lange hält ein Solarstromspeicher?
Gemessen an den Zyklen-Zusagen der Hersteller, sollten sich Solarspeicher locker über 20 Jahre betreiben lassen. Ein normales Speicherjahr verfügt über ca. 240 Zyklen. Bei, je nach Hersteller zwischen 5.000 und 10.000 zugesagten Zyklen, entspricht dies bis zu 40 Jahre Standardbetrieb.
Mehr dazu was die Lebensdauer von Solarstromspeicher beeinflusst erfahren Sie in diesem Beitrag.
Aber ist das realistisch, 40 Jahre Betriebsdauer?
Klare Antwort. Nein, ist es nicht. Wie jedes andere Produkt unterliegen auch Speicher einer kalendarischen Alterung. Dazu kommt, dass der Akku nur ein Bauteil eines Speicher-Systems darstellt. Weitere Komponenten wie zum Beispiel ein Batteriewechselrichter sind ebenfalls verbaut und besitzen möglicherweise eine geringere Lebensdauer.
Daher begrenzen die Hersteller ihre Garantielaufzeiten auch zwischen 5 und 10 Jahre.
Warum aber grundsätzlich von einer langen Lebensdauer auszugehen ist, verdeutlicht folgender Vergleich.
Bei uns im Betrieb haben wir einen I3. Bei voller Beschleunigung „zerrt“ der Elektromotor mit 125 kW an der Batterie des E-Autos. Wird der Fuß vom Gas genommen, „drückt“ die Energierückgewinnung mit ca. 55 kW Strom zurück in den Akku. Hier bei uns in der Eifel liegt der Temperaturbereich in dem das Auto eingesetzt wird, irgendwo zwischen +40°C (in der Sonne) und -15°C. Die ewige Schaukelerei beim Fahren kommt noch einmal belastend oben drauf.
Trotz dieser hohen Belastungen gibt BMW auf die Batterie des I3 eine Garantie von 8 Jahre / 100.000 km. Innerhalb dieses Zeitraumes darf sich die Alterung der Zellen nicht wesentlich auf die Reichweite des Fahrzeuges auswirken.
Unser I3 beim kostenlosen laden. Vielen Dank an die Stadtwerke Andernach.
Im Vergleich dazu verfügen Solarbatterien über paradiesische Bedingungen!
Be- und Entladeleistungen von 3, 4, oder 5 kW. Dauerhaften Betriebstemperaturen von um die 15°C und eine feste Verankerung an der Wand.
Sehr gute Voraussetzungen für eine lange Betriebsdauer. Aber ganz genaue Aussagen lassen sich davon natürlich nicht ableiten!
Und was kostet ein Speicher-Ersatz?
Neben der Frage wann ein Akku zu ersetzten sein wird, kann ich auch die Frage nach den voraussichtlichen Kosten für diesen Ersatz nicht klar beantworten.
Handys, Computer, Flachbildschirme, Solarmodule.
Egal was wir uns herauspicken. Stets ist der Preisverfall von neuen Technologien enorm. Nehmen wir das Beispiel Solarmodule. Für den Preis eines Moduls von vor 12 Jahren, als ich in der PV-Branche gestartet bin, könnten Sie heute die vierfache Leistung kaufen!
Das gilt auch für Solarspeicher. Einer Erhebung des BSW-Solar sind die Preise für Heimspeicher bereits um 50 Prozent gefallen. Aber ein Preis für den Ersatzakku lässt sich daraus beim besten Willen nicht verlässlich vorher sagen.
Doch wahrscheinlich wird er deutlich geringer sein, als wir es heute noch annehmen.
Die Preise für Solarspeicher sind bereits um über 50 % gesunken
Wie sieht die Wirtschaftlichkeit von einer Solaranlage mit Speicher in einem konkreten Beispiel aus?
Nehmen wir ein typisches Einfamilienhaus-System. Die Nennleistung der PV-Anlage liegt bei 6 kWp und der Speicher verfügt über eine Bruttokapazität von 6,5 kWh. Der Stromverbrauch beträgt 4.000 kWh im Jahr. Mit der Anlage können zukünftig 75 Prozent dieses Bedarfes selbst gedeckt werden.
Ausgehend von einem Strompreis von 0,24 €/kWh und einer jährlichen Steigerung von 2 %, sowie jährlichen Betriebskosten von 150 €, lässt sich mit dieser Anlage über 25 Jahre ein Erlös von 29.136,75 € erwirtschaften. Abzüglich der Anschaffungskosten von 14.500 € bleibt somit ein Überschuss von 14.636,75 €
| |
---|
| |
Jahresertrag (900 kWh/kWp) | |
| |
| |
| |
| |
| |
Betriebsdauer 25 Jahre, anfänglicher Jahresertrag 900 kWh/kWp, Moduldegradation 0,25%/Jahr, Betriebskosten 150 €/Jahr, anfänglicher Strompreis 0,24 €/kWh netto, Strompreissteigerung 2%/Jahr, Einreisevergütung 0,122 €/kWh, Einspeisevergütung nach Ablauf EEG 0,05 €/kWh, steuerlichen Effekte werden nicht berücksichtigt
Wieviel von diesem Überschuss noch für Ersatzteile, Steuerberater etc. aufgebracht werden muss, kann Ihnen niemand zu 100 Prozent sagen. Sie sehen aber, dass durchaus "Fleisch" für die Deckung dieser Kosten vorhanden ist.
Es bieten sich aber auch zusätzliche Chancen.
Erhöhen sich die Strompreise zum Beispiel um durchschnittlich 3 % bedeutet das über die Laufzeit auch einen zusätzlichen Erlös von 4.606 €.
Zusätzlich unterstützen Förderungen und Zuschüsse die Wirtschaftlichkeit eines Solar-Akkus positiv. Einen Überblick zu möglichen Fördergeldern finden Sie hier.
Doch die Wirtschaftlichkeit ist nur ein Aspekt. Die Unabhängigkeit spielt für viele unserer Kunden eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Und damit kommen wir zum 3. Teil und der Frage: