Ob am Jahresende zur Erstellung der Endabrechnung oder bei einer Zwischenablesung. Mindestens einmal im Jahr kommt der Moment, an dem Sie die Messwerte ihres Stromzähler Photovoltaik Eigenverbrauch ablesen müssen.
Dieser Zeitpunkt bietet sich auch gut dafür an, die ermittelten Ertragswerte auf Plausibilität hin zu überprüfen und sich auszurechnen, wie hoch Ihr Eigenverbrauch war.
In diesem Artikel sehen wir uns an, wie Sie dazu vorgehen können. Da sich der überwiegende Teil unserer Kunden im Gebiet der Westnetz befinden, beschränken wir uns auf die Bezeichnungen der Westnetz. Die Angaben dürften aber auch für die meisten anderen Netzbetreiber Gültigkeit besitzen.
Aufbau des Zweirichtungszählers
Seit längerer Zeit setzt die Westnetz nur noch Zweirichtungszähler ein. Das bedeutet, auch wenn nur eine Energierichtung erfasst werden muss, zum Beispiel in einem Haus ohne Photovoltaikanlage, wird dennoch ein Zwei-Energierichtungszähler eingebaut.
Unterschiedliche Zähler-Varianten
Dabei kommen zwei unterschiedliche Varianten von Stromzähler zum Einsatz. Auch wenn sich die Bauform unterscheidet. Gemeinsam haben beide Zählertypen das sie zwei Messwerte erfassen können.
Der Messwert 1.8.0 erfasst die Strommenge welche aus dem Netz in das Haus geliefert worden. Hiermit wird also Ihr Strombezug gemessen.
Mit dem Messwert 2.8.0 wird die Strommenge gemessen, die aus Ihrem Haus in das öffentliche Netz geflossen ist. Hiermit wird also Ihre Stromeinspeisung gemessen.
Dabei werden im Display des Zählers beide Messwerte abwechselnd angezeigt.
3 HZ für Zählerschränke mit Zählerkreuz
In Zählerschränken mit einem traditionellen Zählerkreuz kommen 3 HZ-Zähler zum Einsatz. Diese verfügen über eine 3-Punkt Befestigung.
Das Laufwerk 1.8.0 erfasst den Strombezug. Jede kWh die noch aus dem Netz gekauft werden muss wird hier erfasst.
Das Laufwerk 2.8.0 erfasst die Stromeinspeisung. Hier wird jeder kWh die in das Netz eingespeist wird erfasst.
Die EHZ Variante kommt in neueren Zählerschränken zum Einsatz
In neueren Zählerschränken kommt häufig ein EHZ-Zähler zum Einsatz. Beide Zählervarianten unterscheiden sich lediglich im Aufbau. Die Ablesung erfolgt aber gleich.
Auch die EHZ-Zähler verfügen über jeweils ein Laufwerk 1.8.0 zur Erfassung der eingekauften Strommenge und ein Laufwerk 2.8.0 zur Erfassung der eingespeisten Strommenge.
Aufbau Zählerschrank Photovoltaik – Erzeugungsmessung ja oder nein?
Seit dem Wegfall der Eigenverbrauchsvergütung im Jahr 2012 ist eine Messung des produzierten Solarstroms nicht mehr in jedem Fall notwendig.
Lediglich bei einer Volleinspeisung und bei einer PV-Leistung von mehr als 30 kWp wird ein eigener Zähler für die Erfassung des von der Photovoltaikanlage produzierten Stroms eingebaut. Im Netzbezirk der Westnetz werden dafür die folgenden Bezeichnungen verwendet:
- Messkonzept 1 – Volleinspeisung gemäß EEG / KWKG
- Messkonzept 3 – PV-Selbstverbrauch für Anlagen gößer 30 kWp
- Messkonzept 8 – Erzeugungsanlage (größer 30 kWp) mit Haushalt- und Wärmepumpenanschluss
Ist für Ihre Anlage ein anderer Netzbetreiber zuständig, können sich diese Bezeichnungen ändern. Der eigentliche Messaufbau bleibt dabei jedoch identisch.
1. Messkonzept 1 – Volleinspeisung
Die Volleinspeisung ist sicherlich die einfachste Variante. Der eingebaute Einspeise-Zähler misst auf dem Laufwerk 2.8.0 die gesamte Stromproduktion. Auch dieser Zähler wird als Zwei-Energierichtungszähler ausgeliefert.
Damit zeigt das Display auch das Laufwerk 1.8.0 an. Da aber über diesen Zähler kein Strombezug erfolgt, bleibt dieser Wert auf 0 kWh stehen.
Zur Ablesung müssen Sie also lediglich darauf achten, das richtige Laufwerk auszuwählen.
Im Messkonzept 1 müssen Sie lediglich den auf dem Laufwerk 2.8.0 des Einspeisezählers (Z2) erfassten Wert übermitteln.
2. Messkonzept 3 – PV-Selbstverbrauch für Anlagen größer 30 kWp
Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als 30 kWp wird eine eigene Erzeugungsmessung eingebaut.
Das ist notwendig, da ab dieser Anlagenleistung auf den selber genutzten Strom anteilig EEG Umlage gezahlt werden muss.
In diesem Messkonzept erfassen Sie Ihre Bezugs-, Erzeugungs- und Eigenverbrauchswerte wie folgt:
Ablesen der produzierten Solarstrommenge
Im ersten Schritt lesen Sie auf dem Laufwerk 2.8.0 des eingebauten Einspeisezähler (Z2) die im Abrechnungszeitraum produzierte Strommenge ab.
Ablesen des Strombezug und der Einspeisung
Als Nächstes lesen Sie auf dem Bezugszähler (Z1) am Laufwerk 1.8.0 Ihren Strombezug aus dem öffentlichen Netz ab. Das ist die Menge an Strom die Sie zusätzlich zu Ihrem Eigenverbrauch noch aus dem Netz bezogen haben.
Wie bereits beschrieben besitzt der Bezugszähler ein weiteres Laufwerk. Warten Sie bis das Ihr Zählerdisplay auf 2.8.0 umspringt. Der jetzt angezeigt Messwert beschreibt die von Ihnen in das Netz eingespeiste Strommenge.
Ermittlung des Eigenverbrauchs
Für die Ermittlung Ihres Eigenverbrauchs muss jetzt ein wenig gerechnet werden.
Dafür ziehen wir von dem Wert der Erzeugungsmessung (2.8.0 – Z2) den in das Netz eingespeiste Wert ab (2.8.0 – Z1)
Verdeutlichen wir die Rechnung mit einem BeispielAngenommen Sie haben auf dem Laufwerk 2.8.0 des Erzeugungszähler (Z2) 5.000 kWh abgelesen und am Laufwerk 2.8.0 des Bezugszählers (Z1) wird ein Wert von 3.000 kWh angezeigt.
Damit ergibt sich ein Eigenverbrauch von 5.000 kWh – 3.000 kWh = 2.000 kWh
Ermittlung des Gesamtstromverbrauchs
Damit haben Sie Ihren Eigenverbrauch für den entsprechenden Zeitraum ermittelt. Um Ihren gesamten Stromverbrauch zu erhalten, müssen Sie jetzt noch den Wert vom Laufwerk 1.8.0 des Bezugszählers (Z1) hinzurechnen.
Der gesamte Strombezug ergibt sich damit wie folgt:In unserem Beispiel beträgt dieser Wert 500 kWh. Damit ergibt sich für Sie ein Gesamtverbrauch von:
Eigenverbrauch 2.000 kWh + 500 kWh Netzbezug = 2.500 kWh Gesamtstromverbrauch
Im Messkonzept 3 erfassen Sie die Solarstromproduktion auf dem Laufwerk 2.8.0 des Erzeugungszählers Z2. Ihr Netzbezug wir auf dem Laufwerk 1.8.0 des Bezugszählers Z1 erfasst. Die Netzeinspeisung wird auf 2.8.0 des Z1 gemessen.
3. Messkonzept 8 – PV-Anlage größer 30 kWp, Haushalts- und Wärmepumpentarif
Noch etwas aufwändiger wird es, wenn Sie einen eigenen Tarif für Haushalt- und Wärmepumpenstrom besitzen und den Solarstrom über beide Anschlüsse nutzen.
Damit setzt sich Ihre Messung aus folgenden Zähler zusammen:
- Z1 – Hauptzähler: Es wird der gesamte Bezug (Wärmepumpe und Haushalt) sowie die Netzeinspeisung erfasst
- Z2 – Untermessung Haushalt: Es wird die Strommenge erfasst, die im Haushalt benötigt wurde und zum Haushaltsstromtarif abgerechnet wird.
- Z3 – Erzeugungsmessung: Es wird gemessen wie viel Strom von der Solaranlage produziert wurde.
Im Messkonzept 1 müssen Sie lediglich den auf dem Laufwerk 2.8.0 des Einspeisezählers (Z2) erfassten Wert übermitteln.
Ermittlung des Gesamtstromverbrauchs
Im ersten Schritt lesen Sie am Laufwerk 1.8.0 des Hauptzählers Z1 den gesamten Netzbezug ab. Für unser Beispiel nehmen wir einen Wert von 10.000 kWh an.
Diese 10.000 kWh wurden von Ihnen neben dem Eigenverbrauch aus der Solaranlage zugekauft. Jetzt ist noch zu klären, welcher Anteil davon in die Wärmepumpe, also mit dem Wärmepumpen-Tarif abgerechnet werden muss. Und wie viel davon im Haushalt verbraucht wurde.
Zurück zu unserem Beispiel:Laufwerk 1.8.0 am Z1 zeigt 10.000 kWh. Laufwerk 1.8.0 an der Untermessung Haushalt (Z2) zeigt 2.000 kWh. Für die Ermittlung des Wärmepumpenanteils müssen wir jetzt den Wert von 1.8.0 – Z2 von dem Wert 1.8.0 Z1 abziehen.
10.000 kWh – 2.000 kWh = 8.000 kWh Netzbezug Wärmepumpe
Somit liegt der Anteil der Wärmepumpe bei 8.000 kWh. Dieser Bezug wird mit dem Wärmepumpen-Tarif abgerechnet. Die restlichen 2.000 kWh wurden im Haushalt verbraucht und werden zum Haushaltstarif abgerechnet.
Ermittlung der Stromproduktion und den Photovoltaik Eigenverbrauch berechnen
Die Stromproduktion können wir direkt am Einspeisezähler (Z3) und dort am Laufwerk 2.8.0 ablesen. Für unser Beispiel nehmen wir eine Produktion von 9.000 kWh an.
Am Laufwerk 2.8.0 der Untermessung Haushalt (Z2) können wir jetzt ablesen, wie viel von diesem Strom im Haushalt verbraucht wurde. In unserem Beispiel beträgt dieser Wert 7.500 kWh.
Um auszurechnen wie viel von den 9.000 kWh Stromproduktion im Haushalt verbraucht wurden, ziehen wir die 7.500 kWh von diesem Wert ab. Die Differenz von 1.500 kWh wurden also direkt im Haushalt verbraucht.
9.000 kWh – 7.500 kWh = 1.500 kWh Eigenverbrauch Haushalt
Jetzt müssen wir noch ausrechnen, wie viel von dem restlichen Solarstrom durch die Wärmepumpe genutzt wurde. Dazu lesen wir am Hauptzähler Z1 den Wert des Laufwerkes 2.8.0 ab.
Nehmen wir an, das dieser Wert 6.500 kWh beträgt. Damit sind wir schon fast am Ziel. Von den 9.000 kWh Solarstrom wurden 1.500 kWh im Haushalt verbraucht. Die restlichen 7.500 kWh sind Richtung Wärmepumpe geflossen. Die abgelesenen 6.500 kWh auf 2.8.0 am Hauptzähler Z1 zeigen an, dass die daraus ergebende Differenz durch die Wärmepumpe genutzt wurden.
7.500 kWh – 6.500 kWh = 1.000 kWh Eigenverbrauch Wärmepumpe
Ermittlung der Gesamtwerte
Fassen wir noch einmal zusammen wie sich die einzelnen Verbrauchs- und Einspeisedaten im Messkonzept 8 errechnen.
Der Bezug errechnet sich wie folgt
Netzbezug Wärmepumpe |
Wert 1.8.0 (Z1) abzgl. Wert 1.8.0 (Z2) |
Netzbezug Haushalt |
Wert 1.8.0 (Z2) |
Der Eigenverbrauch errechnet sich wie folgt
Eigenverbrauch Haushalt |
Wert 2.8.0 (Z3) abzgl. Wert 2.8.0 (Z2) |
Eigenverbrauch Wärmepumpe |
Wert 2.8.0 (Z2) abzgl. Wert 2.8.0 (Z1) |
Der Gesamtverbrauch errechnet sich wie folgt
Gesamtverbrauch Haushalt |
Wert 2.8.0 (Z3) abzgl. Wert 2.8.0 (Z2) zzgl.Wert 1.8.0 (Z2) |
Gesamtverbrauch Wärmepumpe |
[Wert 2.8.0 (Z2) abzgl. Wert 2.8.0 (Z1)] zzgl. [Wert 1.8.0 (Z1) abzgl. Wert 1.8.0 (Z2)] |
Die Solarproduktion und Netzeinspeisung errechnet sich wie folgt
Produktion Solaranlage |
Wert 2.8.0 (Z3) |
Netzeinspeisung |
Wert 2.8.0 (Z1) |
Was tun, wenn keine Erzeugungsmessung vorhanden ist?
Wie bereits erwähnt, muss an einer PV-Anlage mit einer Modulleistung von weniger als 30 kWp keine gesonderte Erzeugungsmessung verbaut werden.
Der Hintergrund ist folgender. Weder wird bei diesen Anlagen der Eigenverbrauch vergütet, noch muss EEG Umlage auf den selbst genutzten Strom gezahlt werden. Damit ist für die Abrechnung der Vergütung kein Zähler für die Messung des Anlagenertrags notwendig.
Diese kleineren PV-Anlagen können mit denselben Messkonzepten angeschlossen werden. Nur das der Erzeugungszähler für die Erfassung der Stromproduktion entfallen kann.
Das Finanzamt kann die Ermittlung des Eigenverbrauchs notwendig machen
Da jedoch die meisten Betreiber einer PV-Anlage sich die in der Anschaffung enthaltene Mehrwertsteuer vom Finanzamt zurückerstatten lassen, wird die Ermittlung des Eigenverbrauchs doch notwendig.
Denn auf die selbst genutzten kWh’s muss Mehrwertsteuer nachgezahlt werden. Schließlich handelt es sich beim Eigenverbrauch um eine Privatnutzung der PV-Anlage. Möchte man mit seinem Verbrauch nicht geschätzt werden, sollte dem Finanzamt ein gemessener Wert mitgeteilt werden.
Möglichkeiten die Solarproduktion ohne Einspeisezähler zu erfassen
Wie also lassen sich die Ertragsdaten auch ohne extra Erzeugungszähler erfassen? Dazu gibt es, je nach eingesetztem Wechselrichter, unterschiedliche Möglichkeiten.
Es ist ein Anlagenmonitoring vorhanden
Viele der gängigen Wechselrichter bieten die Möglichkeit das Gerät mit dem Internet zu verbinden und über ein Online-Portal auf die Ertragsdaten zuzugreifen.
Ist das bei Ihnen der Fall, müssen Sie sich zum jeweiligen Stichtag im Portal die entsprechende Solarproduktion anzeigen lassen.
Alle anderen Rechnungen erfolgen dann wieder genau so wie wir es bereits in den Beispielen zu den einzelnen Messkonzepten beschrieben haben.
Ist die Anlage an ein Monitoring-System angeschlossen, lassen sich über die entsprechenden Onlineportale die Ertragsdaten bequem zum benötigten Stichtag ausweisen. (Quelle: sunnyportal.com)
Es ist kein Anlagenmonitoring vorhanden
Etwas unkomfortabler wird es, wenn Ihre PV-Anlage über kein Monitoring verfügt. So können Sie nicht nach speziellen Stichtagen filtern, sondern müssen zum entsprechenden Tag (zum Beispiel der 31.12. eines Jahres) direkt am Gerät den Wert der Jahreserzeugung ablesen.
Hat Ihr Gerät kein Display verbaut, können Sie in der Regel per WLAN oder Bluetooth auf das Gerät zugreifen. Wie das für Ihren Gerätetyp genau erfolgt können Sie der entsprechenden Betriebsanleitung entnehmen.
Wir hoffen das Ihnen mit dieser Beschreibung die Erfassung und Bewertung Ihrer Ertragsdaten etwas leichter fällt.
Und sollten Sie dennoch Fragen haben nutzen Sie doch die Kommentarfunktion um mit uns in Kontakt zu treten.